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Sonntags­gottes­dienste

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Lesungen und Evangelium und Predigt zum 26. Sonntag im Jahreskreis 2023

Zur 1. Lesung:

Die Jahre des babylonischen Exils (6. Jh. v. Chr.) waren auch Jahre einer tiefgehenden Krise des Gottesglaubens. Ein Gott, der die Söhne für die Schuld der Väter sterben lässt, ist ungerecht; ein ungerechter Gott ist aber kein Gott. Der Prophet stellt richtig: Gott bestraft jeden nur für seine persönliche Schuld, und auch dafür nicht, wenn er sich bekehrt hat. Gott ist auf göttliche Weise gerecht: Er ist barmherzig. In der Krise sollen die Menschen nicht ohne Ende trauern, sondern dem gnädigen Gott und sich selbst einen neuen Anfang zutrauen.

Erste Lesung Ez 18, 25–28:

Wenn ein Schuldiger von dem Unrecht umkehrt, wird er sein Leben bewahren

Lesung aus dem Buch Ezéchiel.

So spricht der Herr: Ihr sagt: Der Weg des Herrn ist nicht richtig. Hört doch, ihr vom Haus Israel: Mein Weg soll nicht richtig sein? Sind es nicht eure Wege, die nicht richtig sind? Wenn ein Gerechter sich abkehrt von seiner Gerechtigkeit und Unrecht tut, muss er dafür sterben. Wegen des Unrechts, das er getan hat, wird er sterben. Wenn ein Schuldiger von dem Unrecht umkehrt, das er begangen hat, und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, wird er sein Leben bewahren. Wenn er alle seine Vergehen, die er verübt hat, einsieht und umkehrt, wird er bestimmt am Leben bleiben. Er wird nicht sterben.

Wort des lebendigen Gottes

 

Zur 2. Lesung:

Die Eintracht in einer Gemeinschaft von Christen hat ihren Grund in der gemeinsamen Zugehörigkeit zu Christus Jesus und diese ist das Werk des Heiligen Geistes. Das Christuslied im 2. Teil der Lesung (Verse 6–11) deutet die Situation, die sich aus dem Christusereignis ergibt: Eine neue Ordnung in der Welt, eine neue Freiheit wird dort erfahren, wo Christus in seiner Erniedrigung erkannt und in seiner Erhöhung als der Herr, der Kyrios, geehrt wird.

Zweite Lesung Phil 2, 1–11:

Seid so gesinnt wie Christus Jesus!

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philíppi.

Schwestern und Brüder!
Wenn es eine Ermahnung in Christus gibt, einen Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, ein Erbarmen und Mitgefühl, dann macht meine Freude vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig, einträchtig, dass ihr nichts aus Streitsucht und nichts aus Prahlerei tut.
Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen. Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters.

Wort des lebendigen Gottes

 

Zum Evangelium:

Im Ruf zur Umkehr offenbart sich Gott als der, zu dem man umkehren kann: der geduldige, wartende, verzeihende Gott. Er öffnet den Menschen einen Weg, den sie von sich aus weder finden noch gehen könnten. Den offiziellen Vertretern der Religion ist es damals schwergefallen, an ihrer eigenen Rechtschaffenheit zu zweifeln und an Bekehrung zu denken. Nur bei den Sündern, bei Zöllnern und Dirnen, fand Jesus die Bereitschaft, sich zu bekehren. Auf diese Bereitschaft, das eigene Leben zu ändern, kommt es an.

Evangelium Mt 21, 28–32:

Später reute es ihn und er ging hinaus. – Die Zöllner und die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Kind, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn und er ging hinaus. Da wandte er sich an den zweiten und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ja, Herr – und ging nicht hin. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der erste. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, ich sage euch: Die Zöllner und die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist zu euch gekommen
auf dem Weg der Gerechtigkeit und ihr habt ihm nicht geglaubt;
aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus

 

Predigt von Pfarrer Kirsten Brast:

Liebe Schwestern und Brüder!

Erinnern Sie sich noch an eine alte Fernsehwerbung für Margarine? Da saß die ganze Familie in größter Fröhlichkeit und Harmonie an einem reich gedeckten Frühstückstisch. Alle gut gelaunt und mit strahlendem Lächeln bei ebenso strahlendem Sonnenschein in einem idyllischen Garten. Begeistert reichte man sich dann frische, noch dampfende Brötchen und eben jene Margarine, um die es eigentlich ja ging. Komisch, dachte ich mir als Kind, so sieht ein Frühstück in meiner Familie eigentlich nie aus. Einen Idealzustand zu inszenieren, der in der Wirklichkeit eigentlich nie vorkommt, gehört zu den Methoden der Werbeindustrie. Wünsche und Träume der Menschen werden damit herausgerufen und mit einem Produkt in Verbindung gebracht. So weit, so bekannt.

Aber auch der christliche Glaube scheint weit jenseits von Frühstücksmargarine auch einen Idealzustand zu kennen und zu suchen. Wie sind sonst jene Worte zu verstehen, die heute von Paulus an die Gemeinde in Philippi gerichtet zu hören waren? Er schreibt: „…dann macht meine Freude vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig, einträchtig, dass ihr nichts aus Streitsucht und nichts aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.“

Jeder wird zustimmen, dass das alles wunderbar und wünschenswert wäre, aber eben auch, dass das noch realitätsfremder ist als die glückstrunkene Familie mit ihrer Margarine. So geht es einmal nicht zu unter Menschen, sei es in der Familie oder unter Kollegen und auch nicht in der Gemeinde. Überall, wo Menschen zusammenkommen und zusammenleben, da menschelt es eben auch. Da gibt es nicht nur Glückseligkeit und Harmonie, sondern eben auch Streit und Unzufriedenheit, Eitelkeit und Neid und Eifersucht. Warum hängt dann aber Paulus, der doch den Menschen gut kennt und der mit seinen Gemeinden viele leidvolle Erfahrungen gesammelt hat, die Messlatte so unerreichbar hoch?

Vielleicht, weil es hier nicht um die Inszenierung eines Idylls geht und auch nicht einfach um eine pädagogische Maßnahme à la „Benehmt euch!“. Hier geht es vielmehr um für unseren Glauben ganz Entscheidendes. Paulus ermahnt seine Gemeinden stets darum, die Einheit zu wahren. Wir wissen aus der Kirchengeschichte mit all ihren Spaltungen (und ihren oft verheerenden Folgen), wie wichtig dieses Anliegen ist – und auch aus unserer Gegenwart, in der so vieles in unserer Kirche auseinanderdriftet und sich die unterschiedlichen Strömungen in Schützengräben einrichten, statt aufeinander zuzugehen und miteinander um Verständigung zu ringen. Für die frühen Christen war Einheit sogar noch ein höheres Gut als Heiligkeit. Einheit war sogar Voraussetzung für Heiligkeit.

Warum aber? Paulus will nicht nur einfach Einheit wahren. Für ihn ist es unvorstellbar und unmöglich, dass Menschen, die in Jesus den Christus erkennen und die den Glauben an ihn für sich beanspruchen, sich untereinander in Feindseligkeit und Dauerkonflikt begegnen können. Christus hat sich doch für uns alle erniedrigt. Er ist doch für uns alle am Kreuz gestorben. Er hat mir das gegeben, worauf ich nie und nimmer ein Anrecht hätte. Wie aber kann ich in der Erfahrung, dass mir Gnade zuteilgeworden ist, anderen Gnade vorenthalten? Wortwörtlich gnadenlos werden? Wie kann ich in der Erfahrung der eigenen Schwachheit und Erlösungsbedürftigkeit unnachsichtig sein mit der Schwachheit und Begrenztheit des Nächsten?

Hier kann ich erkennen, dass es bei den Worten des Paulus eben nicht um eine religiöse Variation von Margarinewerbung geht und nicht um das Beschwören eines unrealistischen Ideals. Es geht um den Kern unseres Glaubens als Christen. Ich muss nicht mit dem Anderen in den Armen liegen. Aber ich darf mich niemals damit abfinden oder es gar als erstrebenswert erachten, dass der Andere „draußen“ ist. Nicht aus einer abstrakten Freundlichkeit und Höflichkeit heraus, sondern aus der Erfahrung des von Gott Geliebtseins und Erlöstseins – und dem Wissen, dass Gott jenen „Anderen“ ebenso liebt und ebenso erlöst hat. Dass bei aller Unterschiedlichkeit in Meinungen und Ansichten doch das Gemeinsame im Mittelpunkt steht und uns zusammenhält. „…damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Amen.

 

Gottesdiensthefte zu den Sonntagen

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