Kategorien &
Plattformen

Sonntags­gottes­dienst

Sonntags­gottes­dienst
Sonntags­gottes­dienst
© pixabay.de

Lesungen und Evangelium und Predigt zum 15. Sonntag im Jahreskreis 14. Juli 2024

Erste Lesung Am 7, 12–15:

Geh und prophezeie meinem Volk Israel!

Lesung aus dem Buch Amos.

In jenen Tagen sagte Amázja, der Priester von Bet-El, zu Amos: Seher, geh, flieh ins Land Juda!  Iss dort dein Brot und prophezeie dort! In Bet-El darfst du nicht mehr prophezeien; denn das hier ist das königliche Heiligtum und der Reichstempel. Amos antwortete Amázja: Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehhirte und veredle Maulbeerfeigen. Aber der Herr hat mich hinter meiner Herde weggenommen und zu mir gesagt: Geh und prophezeie meinem Volk Israel!

 

 

Zweite Lesung Eph 1, 3–14

In Christus hat Gott uns erwählt vor der Grundlegung der Welt

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Éphesus. Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade. Durch sie hat er uns reich beschenkt, in aller Weisheit und Einsicht, er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat in ihm. Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen, was im Himmel und auf Erden ist, in ihm. In ihm sind wir auch als Erben vorherbestimmt nach dem Plan dessen, der alles so bewirkt, wie er es in seinem Willen beschließt; wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher in Christus gehofft haben. In ihm habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung; in ihm habt ihr das Siegel des verheißenen Heiligen Geistes empfangen, als ihr zum Glauben kamt. Der Geist ist der erste Anteil unseres Erbes, hin zur Erlösung, durch die ihr Gottes Eigentum werdet,  zum Lob seiner Herrlichkeit.

 

Evangelium Mk 6, 7–13:

Er begann, die Zwölf auszusenden

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst! Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

 

 

Predigt von Pfarrer Kirsten Brast:

Liebe Schwestern und Brüder!

Sie alle kennen das Märchen von „des Kaisers neue Kleider“. Ein eitler Kaiser lässt sich von cleveren Betrügern vorgaukeln, sie würden kostbare Kleider weben, die all jene gar nicht sehen könnten, die dumm oder unfähig seien. Der Kaiser selbst kann sie nicht sehen, möchte es aber selbstverständlich nicht zugeben. Und als er die vermeintlichen Gewänder dann dem Volk vorführt, stellt ein kleines Kind ganz unverblümt fest, dass der Kaiser ja nackt sei – und das ganze Trug- und Lügengebilde stürzt in sich zusammen.

Das heutige Evangelium ist in gewisser Weise das Gegenstück zu diesem Märchen. Jesus sendet seine Jünger aus, das Evangelium zu verkünden. Er sendet sie jeweils zu zweit und trägt ihnen auf, „…außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.“ Sie sollen sich aufs Äußerste beschränken und selbst auf das verzichten, was vielen Menschen doch als unbedingt notwendig erscheint.

Da haben wir also den Kaiser, der mehr sein will, als er in Wahrheit ist. Der sich mit allem möglichen Prunk umgibt und selbst Dinge für wertvoll erachtet, die gar keinen Wert haben, ja es sie nicht einmal gibt – und am Ende nackt und dumm dasteht. Und hier die Jünger, die von Anfang an auf alles verzichten sollen, damit sie offen und ehrlich den Menschen sind und man an ihnen erkennt, dass sie sich nur mit einem umgeben: mit ihrem Glauben an Jesus Christus, den sie zu den Menschen tragen wollen.

Jesus verlangt von seinen Jüngern also keine asketische Übung. Es geht nicht um einen sportlichen Wettbewerb, mit wie wenig man über die Runden kommt. Nein, es geht um die Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit der Glaubensboten. Wie sollen sie ernsthaft verkünden, dass man auf Gott vertrauen und seine Sicherheit im Glauben an ihn gründen soll, wenn sie selbst schweres Gepäck und tausende vermeintliche Sicherheiten mit sich herumschleppen? Dann trauen sie ja offenkundig ihrer eigenen Botschaft nicht. Dann ist der Kaiser ganz offensichtlich nackt. Warum soll dann aber jemand diesen Boten Glauben schenken und ihre Botschaft annehmen?

Genau da sind wir bei uns als Kirche angelangt. Die Versuchung war immer sehr groß, viel mit sich herumzuschleppen. Geld und Prunk und Besitz vieler Art. Da ist sicher viel Schönes und Gutes darin. Natürlich kann ich Geld für viel Gutes einsetzen. Natürlich erfreuen wir uns an wunderschönen Kirchen und Kunstwerken aus früheren Zeiten. Natürlich nutzen wir gerne das, was vorhergehende Generationen geschaffen haben und versuchen, es zu erhalten. Aber liegt nicht darin auch ein Problem? Dass wir viel zu sehr beschäftigt sind mit dem, was wir mit uns herumtragen? Dass wir dadurch kaum mehr im Blick haben, was eigentlich unser Auftrag ist? Am Ende laufen wir Gefahr, uns so sehr mit dem zu umgeben, was vermeintlich wichtig und wertvoll ist (was aber ohne den Glauben an Jesus Christus letztlich nichts ist), dass wir am Ende genauso nackt und dumm dastehen wie der Kaiser in seinen angeblichen neuen Kleidern.

Auch in früheren Zeiten gab es dieses Phänomen. Als die Kirche im Hochmittelalter durch Machtstreben und Besitz hochgradig korrumpiert war, verkündeten Heilige wie Franziskus, Dominikus und Bernhard „Nudus nudum Christum sequi“ – „Nackt dem nackten Christus folgen“. Sie forderten, sich radikal auf das zu beschränken, was notwendig ist, um den Auftrag Jesu Christi zu erfüllen. Und fähig zu sein, sich von Dingen zu trennen, die vielleicht in der Vergangenheit viel Gutes bewirkt oder ermöglicht haben – aber Gefahr laufen, zu lähmen und von eigentlichen Dienst abzuhalten. Sie forderten aber nicht nur, sie lebten es selbst in faszinierender Radikalität vor, sich auf das Eigentliche und Wesentliche zu beschränken und frei zu sein für Christus und die Verkündigung seiner frohen Botschaft.

Das Eigentliche und Wesentliche ist der Auftrag, das Evangelium zu verkünden. Vielleicht gerade in unserer Zeit geht es darum, ehrlich zu prüfen, was wir dafür brauchen– und was eben nicht. Wir sollen frei werden dafür, auch in unserer Zeit den Glauben an Jesus Christus zu bezeugen. Und dafür braucht es wenig. Im Gegenteil: wenn die Kirche nicht lernt, nackt dem nackten Christus zu folgen, steht sie irgendwann nackt und dumm da wie der Kaiser in seinen neuen Kleidern. Amen.

Cookie Einstellungen

Statistik-Cookies dienen der Anaylse, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden.

Anbieter:

Bistum Limburg

Datenschutz