Kirchliche Immobilienstrategie
Kirchliche Immobilienstrategie: Schmerzhafte Einschnitte für unsere Pfarrei
Bei zwei Veranstaltungen hat die in unserer Pfarrei gebildete Arbeitsgruppe zur Kirchlichen Immobilienstrategie den synodalen Gremien die Ergebnisse ihrer Untersuchungen und ihren Vorschlag vorgestellt, wie sich bis 2027 der Immobilienbestand an unseren sechs Kirchorten verändern soll. Dieser Vorschlag wird nun im Pfarrgemeinderat und im Verwaltungsrat unserer Pfarrei beraten, um schließlich eine Entscheidung über das zukünftige Gebäudekonzept zu treffen.
Das umfassende Programm der kirchlichen Immobilienstrategie im Bistum Limburg beruht auf der Notwendigkeit, den Gebäudebestand des Bistums (und damit auch jeder Kirchengemeinde) zu reduzieren. Hintergrund ist der deutliche Rückgang der Mitgliederzahlen aufgrund der demographischen Veränderungen und vieler Kirchenaustritte. So wird sich laut einer Prognose des Bistums bis zum Jahr 2040 die Zahl der Katholiken in der Pfarrei St. Martin Idsteiner Land von gegenwärtig rund 11 000 auf ca. 6 000 fast halbiert haben. Entsprechend werden sich sowohl die pastoralen Voraussetzungen wie auch die finanziellen Möglichkeiten der Kirchengemeinde erheblich verändern. Schon heute stehen viele unserer Gebäude die überwiegende Zeit leer und müssen doch unterhalten werden.
Die Arbeitsgruppe, die aus neun Mitgliedern von Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat aller Kirchorte sowie Mitgliedern von Pastoral- und Verwaltungsteam bestand, nahm im März 2022 ihre Arbeit auf. Vorausgegangen war eine seit 2020 laufende Bestandsaufnahme und Bewertung sämtlicher Gebäude durch eine vom Bistum beauftragte Fachfirma. Die Arbeitsgruppe unserer Pfarrei machte sich anschließend daran, die vorhandenen und neugewonnenen Daten auszuwerten und alle Gebäude (mit Ausnahme der beiden Kindertagesstätten) nach
- pastoralen Kriterien (tatsächliche Nutzung, pastorale Perspektiven, Eignung u.a.)
- gebäudebezogenen Kriterien (räumliche Qualität, Kosten, Investitionsbedarf u.a.)
- lagebezogenen Kriterien (Lage und Erreichbarkeit, Kooperationsmöglichkeiten u.a.)
zu bewerten, wobei die pastoralen Kriterien am stärksten gewichtet wurden.
Es ist schwer, Gebäude, in denen viele Menschen Glauben erfahren und Gemeinschaft erleben, aufzugeben.
Pfarrer Kirsten Brast zu den notwendigen Schritten und Veränderungen im Immobilienbestand der Pfarrei.
Als Ergebnis aus dem Prozess empfiehlt die Arbeitsgruppe, sich bis 2027 von der Kirche St. Thomas und dem Gemeindezentrum in Waldems-Esch (inkl. Wohnhaus), vom Pfarrhaus und Gemeindezentrum Wörsdorf, vom Gemeindehaus Engenhahn sowie dem Pfarrhaus Oberjosbach zu trennen. Alle weiteren Gebäude müssen darüber hinaus nach den gleichen Kriterien regelmäßig evaluiert werden. Vorrang hatte für die Gruppe der möglichst weitgehende Erhalt unserer Kirchen mit der Möglichkeit, deren Nutzung sogar zu verstärken (zum Beispiel mit Kindergruppen und zur Erwachsenenbildung).
Sich von kirchlichen Gebäuden zu trennen, ist stets ein besonders schmerzhafter Einschnitt. Kirchen und auch Gemeindezentren sind für viele Gläubige ein Stück Heimat, mit denen sie eine persönliche Beziehung und Erinnerungen verbinden. Die Arbeitsgruppe hat daher den Vorschlag sorgfältig und mehrfach abgewogen. Erst recht wird es für den Pfarrgemeinderat und den Verwaltungsrat eine schwere Aufgabe werden, sich mit dem Vorschlag zu beschäftigen und eine definitive Entscheidung zu treffen.
Auch ich persönlich als Ihr Pfarrer darf Ihnen versichern, dass die zu gehenden Schritte für mich eine große Belastung darstellen. Jeder von uns in unserer Pfarrei würde sich zweifellos gerne anderen Aufgaben, die den Menschen dienen, widmen. Leider sind wir aber Zwängen ausgesetzt. Umso dankbarer bin ich daher all jenen, die sich in dieser Zeit der Verantwortung stellen.
Wie auch immer die tatsächliche Entscheidung aussehen wird: es ist unser aller Anliegen, die Einschnitte für das Gemeindeleben vor Ort so gering wie möglich zu halten und gemeinsam nach Alternativen zu suchen. Gerne weise ich auch schon jetzt auf Pfarrversammlungen am 19. November in Wörsdorf, Engenhahn und Oberjosbach (jeweils im Anschluss an die Gottesdienste) hin.
Kirsten Brast, Pfarrer
Weitere Informationen zur kirchlichen Immobilienstrategie des Bistums finden Sie hier.