Sonntagsgottesdienst und Predigt
Predigt von Pfarrer Kirsten Brast
Liebe Schwestern und Brüder!
Vor wenigen Wochen war Bischof Georg in unserer Pfarrei zu Besuch. Bei der Gelegenheit pflanzte er auch einen Baum. Ein schöner Akt. Bäume stehen für Leben. Sie spenden gute Luft, im Sommer Schatten, im Herbst oft Früchte. Umso deprimierender ist es aber, wenn ein Baum gefällt wird. Er stirbt, nur noch der Baumstumpf mit den Wurzeln bleibt in der Erde zurück, fast wie ein anklagendes Mahnmal. Hier stand er einst, der Baum, der längst Vergangenheit ist, der nicht mehr lebt und keine Frucht mehr hervorbringt.
Schon am letzten Sonntag hörten wir ihn, den Adventspropheten Jesaja. Da war es die beeindruckende Vision von der Völkerwallfahrt zum Berg Zion. Heute aber klingt Jesaja (zunächst) anders. Trostlos und deprimierend. Er erzählt von einem Baumstumpf. Ein toter Rest eines einst lebendigen, nun gefällten Baumes. Doch seine Botschaft ist nicht so trostlos, wie es zunächst scheint. Im Gegenteil: „An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Ísais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ Eine Botschaft, die uns einerseits sicherlich bekannt vorkommt, nicht zuletzt durch das Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen…“, das auf diese Worte Jesajas Bezug nimmt. Eine Botschaft, die andererseits aber sehr rätselhaft klingt.
Ísai, zuweilen auch Jesse genannt, war ein Mann, der einst in Bethlehem lebte. Einer seiner Söhne war der Hirtenjunge David, der dann zum bedeutendsten König Israels aufstieg. Ísai verkörpert also nicht nur seine Familie, sondern die ganze Königsdynastie und das Reich Israel, über das sie herrschte. Von dieser Dynastie und diesem Reich ist nun nicht mehr viel übrig. Nicht mehr als Baumstümpfe von einem Wald. Klägliche Reste, die Zeugnis vergangener Macht und Lebendigkeit ablegen. Das Reich ist nämlich zugrunde gegangen. Zerbrochen an Streit, Habgier, Korruption, durch Kriege mit äußeren Feinden und nicht zuletzt durch fehlenden Glauben an Gott. Jesaja erlebt diesen Nieder- und Untergang hautnah.
Er könnte nun lautstark ein Lamento anstimmen. Er könnte klagen und wehmütig zurückblicken auf bessere Zeiten. Auf Zeiten, in denen die Welt noch in Ordnung schien und Israel mit aller Macht und Stärke dastand, regiert durch die Nachkommen Ísais. Doch das passiert nicht. Jesaja ist kein Nostalgiker. Er sieht in die Gegenwart. Und er sieht da etwas, was seine Zeitgenossen nicht sehen können: „An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Ísais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ Er sieht Leben in dem, was doch tot schien. Er sieht ein Reis hervorkommen aus dem Überrest des gefällten Baumes. Er sieht begründete Hoffnung inmitten der Hoffnungslosigkeit.
Jesaja sieht die Zuwendung Gottes seinem notleidenden Volk gegenüber. Er überlässt es nicht dem Niedergang. Er greift ein. Nicht spektakulär und dramatisch, sondern fast heimlich, still und leise. So heimlich, still und leise wie ein kleiner Trieb, der aus einem großen Baumstumpf hervorsprießt. So heimlich, still und leise wie ein einzelner Mensch aus dem Geschlechte Davids, aus dem Hause Ísais, in dem Jahrhunderte später die Verheißung des Messias Wirklichkeit wird. So leicht zu übersehen. Und doch da. Und doch Wirklichkeit.
An Baumstümpfen mangelt es auch in unserer Zeit nicht. Im Gegenteil. Es gibt viel, was vor einiger Zeit noch lebendig war (oder schien), das jetzt offenkundig tot ist. Wir schmelzen als Kirche in unserem Land kontinuierlich dahin, schließen Einrichtungen, verkaufen Kirchen. Das ist zunächst einmal ein ähnlich trostloses Bild wie ein einst majestätischer Wald, von dem nur noch Baumstümpfe übrig sind. Hier gilt es für den Christen unserer Tage, Jesaja nachzueifern. Nicht in Nostalgie zu schwelgen, nicht Rückschau zu halten auf vermeintlich bessere Zeiten. Sondern inmitten der Baumstümpfe die neuen Triebe zu entdecken, mögen sie noch so unscheinbar sein, noch so klein und leicht zu übersehen. Aber genau genug hinzuschauen, um sie auch nicht zu übersehen. In Frankreich gab es allein in der diesjährigen Osternacht mehr als 10.000 Taufen Erwachsener. In Großbritannien hat in den letzten Jahren die Zahl katholischer Gottesdienstbesucher um gut 10% zugenommen. Und auch bei uns begegnen wir erstaunlich vielen Menschen, die zum Glauben zurückfinden oder ihn überhaupt erst entdecken. Freilich: das gleicht nicht die vielen Austritte aus.
Aber ist nicht gerade unser Glaube der Glaube vom Senfkorn, in dem das Reich Gottes verborgen ist? Sagt nicht gerade unser Glaube, dass aus etwas Kleinem und Unscheinbaren Großes entsteht? Es geschieht nicht zuerst durch unsere Anstrengungen, sondern durch den, der in diesen adventlichen Tagen auf dem Weg zu uns ist. So wie Jesaja sagt: „An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Ísais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ Amen.
Predigten von Pfarrer Kirsten Brast
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2. Advent Predigt Pfr. Brast -
1. Advent Predigt Pfr. K.Brast -
Christkönigssonntag Predigt Pfr. K. Brast -
33. Sonntag im Jahreskreis Predigt Pfr. K. Brast -
Weihetag der Lateranbasilika Predigt Pfr. K. Brast -
Allerseelen Predigt Pfr. K. Brast -
30. Sonntag Predigt Pfr. K. Brast -
29. Sonntag Predigt Pfr. K. Brast -
28. Sonntag Predigt Pfr. K. Brast
Lesungen und Evangelium zum 2. Advent7. Dezbember 2025
Kriege bringen den Frieden nicht; sie vermehren nur die Angst und die Not. Ist Friede unter den Menschen überhaupt möglich? Nicht, solange die Menschen nicht „umkehren“, anders werden: bereit, zu helfen und einander anzunehmen. Die Menschen: das sind wir.
Zur 1. Lesung:
König David stammte aus Betlehem, sein Vater hieß Isai (Jesse). Der Prophet sieht das Ende des davidischen Königshauses voraus. Doch aus dem Wurzelstock, dem „Baumstumpf Isais“, wird neue Hoffnung wachsen: ein König, der alle Geistesgaben empfängt. Er bringt der Welt den Frieden. – In den Versen 6–8 handelt es sich nicht um den Frieden im Tierreich; gemeint sind die Menschen und die Völker; wenn sie das Gottesrecht annehmen, werden sie den Frieden haben.
Erste Lesung Jes 11, 1–10:
Er entscheidet für die Armen, wie es recht ist
Lesung aus dem Buch Jesája.
An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Ísais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Und er hat sein Wohlgefallen an der Furcht des Herrn. Er richtet nicht nach dem Augenschein und nach dem Hörensagen entscheidet er nicht, sondern er richtet die Geringen in Gerechtigkeit
und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt das Land mit dem Stock seines Mundes und tötet den Frevler mit dem Hauch seiner Lippen. Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften und die Treue der Gürtel um seine Lenden. Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie. Kuh und Bärin nähren sich zusammen, ihre Jungen liegen beieinander.
Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter und zur Höhle der Schlange streckt das Kind seine Hand aus. Man tut nichts Böses und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie die Wasser das Meer bedecken. An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Ísais sein, der dasteht als Feldzeichen für die Völker; die Nationen werden nach ihm fragen und seine Ruhe wird herrlich sein.
Zweite Lesung Röm 15, 4–9:
Christus rettet alle Menschen
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom
Schwestern und Brüder! Alles, was einst geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schriften Hoffnung haben. Der Gott der Geduld und des Trostes aber schenke euch, eines Sinnes untereinander zu sein, Christus Jesus gemäß, damit ihr Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, einmütig und mit einem Munde preist. Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes! Denn, das sage ich, Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden, um die Verheißungen an die Väter zu bestätigen; die Heiden aber sollen Gott rühmen um seines Erbarmens willen, wie geschrieben steht: Darum will ich dich bekennen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.
Zum Evangelium:
Mit dem Kommen Jesu hat die Gottesherrschaft (das „Himmelreich“) begonnen. Jetzt ist die Zeit der Gnade; die geforderte Umkehr, die Hinwendung des ganzen Menschen zu Gott, ist die große Möglichkeit, die den Menschen jetzt angeboten wird.
Evangelium Mt 3, 1–12:
Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er war es, von dem der Prophet Jesája gesagt hat: Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Te Deum Heute
Hier finden Sie immer zum Tage den entsprechenden Bibeltext mit Impulsen:
Der Link führt Sie direkt auf die Seite vom Te Deum
Sontagslesungen vom Bibelwerk
Hier finden Sie die aktuellen Sonntagslesungen mit entsprechenden Einführungstexten:
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aktuelle Fürbitten zum Sonntag
Hier finden Sie die aktuelle Fürbitten für Sonntag:
Der Link führt Sie direkt auf die Seite vom Bistum Trier mit den Sonntagsfürbitten.
Sie können aber zur Zeit diesen nicht besuchen! Gerne können Sie diesen Betrag auf das unten angegebene Konto der Pfarrgemeinde St. Martin Idsteiner Land überweisen.
Alle Kollekten gehen überlicherweise an die Pfarrgemeinde und werden für die pastorale Arbeit in der Pfarrei verwendet, z.B. für Kinder, Jugendliche, Senioren, usw. An ausgewählten Sonntagen (zu denen auch die jeweilige Vorabendmesse samstags zählt) wird die Kollekte für einen bestimmten Zweck gesammelt, eine Übersicht derer finden Sie weiter unten. Bitte geben Sie deshalb unter Verwendungszweck das Datum des Sonntags, für den Sie einen Beitrag spenden wollen mit an!
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- Nassauische Sparkasse Idstein
- IBAN: DE37 5105 0015 0352 0178 41
- Verwendungszweck: Kollekte und Datum
Vielen Dank!
Sonntage, bei denen die Kollekten für einen bestimmen Zweck bestimmt sind:
- 24./25. Dez. 2024 - Für ADVENIAT
- 12. Januar 2025 - Kollekte für Afrika (Afrikatag)
- 19. Januar 2025 - Für Ehe- und Familienarbeit im Bistum
- 2. Februar 2025 - Für die Werke der CARITAS I
- 6. April 2025 - Für MISEREOR
- 11. April 2025 - Jugendkreuzweg: Für die Jugendarbeit in Osteuropa
- 13. April 2025 - Für das Heilige Land
- 8. Juni 2025 - Für RENOVABIS
- 15. Juni 2025 - Für die Jugendarbeit in der Pfarrei
- 29. Juni 2025 - Für die Aufgaben des Papstes in der Weltkirche
- 7. September 2025 - Für weltkirchliche Projekte des Bistums
- 14. September 2025 - Für Kommunikationsmittel
- 21. September 2025 - Für die Werke der CARITAS II
- 26. Oktober 2025 - MISSIO-Kollekte (Weltmissionssonntag)
- 2. November 2025 - Für die Priesterausbildung in Osteuropa
- 16. November 2025 - Für die Aufgaben der Diaspora
- 24./25. Dez. 2025 - Für ADVENIAT