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25.08.2022

Schritt für Schritt gemeinsam in die Zukunft

Erkennbar und erreichbar sein: Pastorale Strategie einstimmig beschlossen.

Erkennbar und erreichbar sein - Pastorale Strategie einstimmig beschlossen

Unsere Pfarrei St. Martin Idsteiner Land entstand 2017 als Zusammenschluss sechs sehr unterschiedlich großer und unterschiedlich geprägter Pfarrgemeinden. Wir dürfen bereits auf 5 Jahre eines gemeinsamen Weges zurückblicken.
Aufgrund der stark abnehmenden Katholikenzahlen auch im Pfarrgebiet (laut Bistumsprognose wird sich die Zahl um fast die Hälfte bis 2040 reduzieren) sowie der drastischen Rückgänge der Kirchensteuereinnahmen, Kollekten und allgemeinen Spenden steht allerdings auch unsere „neue“ Pfarrei erneut vor tiefgreifenden Veränderungen, die sich zwangsläufig auch in der Zahl der Kirchorte und dem Immobilienbestand widerspiegeln müssen. Wichtig ist, dass derartige Einschnitte möglichst aus der Pfarrei heraus gestaltet und nicht von „außen“ vorgegeben werden. Der Leitfaden dieser Veränderungen soll vorrangig pastoraler und nicht betriebswirtschaftlicher Natur sein, auch wenn diese Aspekte nicht außer Acht gelassen werden können.
Neben einer Bestandsaufnahme und klaren Zielsetzungen, wie das Setzen von Schwerpunkten in Familienpastoral und Caritas, enthält die Pastorale Strategie offene Fragen und Aufgaben, was vielleicht überraschen mag.
Vieles können wir heute, im Sommer 2022, nicht absehen, um manche Herausforderungen und Schwächen wissen wir und so sollen uns auch genau diese offenen Punkte den Weg in unserer Arbeit weisen, um die notwendigen Änderungen im Sinne der künftigen Gestalt unserer Pfarrei anzugehen.
Generell gilt es dabei zu berücksichtigen, dass auf unserem Pfarrgebiet überdurchschnittlich viele Familien mit jüngeren Kindern sowie Jugendliche wohnhaft sind. Dies macht es sinnvoll, den größten Schwerpunkt unserer pastoralen Arbeit in diesem Bereich zu sehen,. Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass die Bemühungen in der Erwachsenenpastoral und in der Caritas unbedeutend wären. Außer Acht gelassen werden darf aber auch nicht, dass mittlerweile sechs Seniorenheime und ein Krankenhaus im Idsteiner Land ansässig sind. Diejenigen aufzusuchen und seelsorglich zu betreuen, die nicht (mehr) zu uns kommen können, wird auch künftig ebenso zum Grundauftrag unserer Pfarrei gehören.
Das Pastoralteam, der Pfarrgemeinderat und die zuständigen Sachausschüsse haben sich in den vergangenen Wochen ausführlich mit allen pastoralen Arbeitsfeldern beschäftigt und diese zukünftigen Fragen und Aufgaben beschrieben. Nach einem Klausurtag des Pfarrgemeinderates wurde die Pastorale Strategie einstimmig beschlossen.
Generell müssen alle Strukturen und Beratungen dem Ziel dienen, dass unsere Pfarrei für die Menschen erkennbar und erreichbar bleibt. Botschafter und damit das Gesicht der Pfarrei sind alle Gemeindemitglieder in ihrem jeweiligen Umfeld. Darüber hinaus von Bedeutung ist, dass sich die Gemeinde als wirkliche Gemeinschaft versteht, ein gutes Miteinander (und nicht nur ein Nebeneinander) aller Kirchorte, Generationen und Gruppen gelebt wird.
Wir bedanken uns bei allen, die in diesem Sinne in unserer Pfarrei an unserer Zukunft mitwirken und stehen für Fragen jederzeit zur Verfügung.

Pfarrer Kirsten Brast                                                                               

Dr. Alexia Schadow, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates

Die Pfarrei St. Martin Idsteiner Land entstand am 1. Januar 2017 als Zusammenschluss sechs sehr unterschiedlich großer und unterschiedlich geprägter Pfarrgemeinden. Während St. Martin als mit Abstand größter Kirchort ein mehr städtisches Gepräge hat, stellen St. Nikolaus von Flüe und St. Thomas Kirchorte dar, die katholische Zentren in den flächenmäßig großen und sehr stark diasporahaften Flächengemeinden Hünstetten und Waldems bilden sollen. St. Martha und St. Michael verkörpern kleine und dörfliche, traditionell katholische Gemeinden. Maria Königin hat als Kirchort in einer wachsenden und ideal an Wiesbaden und das Rhein-Main-Gebiet angebundenen Gemeinde eine eigene Bedeutung im Pfarrgebiet.

Aufgrund der stark abnehmenden Katholikenzahlen auch im Pfarrgebiet (laut Bistumsprognose wird sich die Zahl in den kommenden 18 Jahren um fast die Hälfte auf 6378 im Jahre 2040 reduzieren) sowie der drastischen Rückgänge der Kirchensteuereinnahmen, Kollekten und allgemeinen Spenden steht auch unsere Pfarrei vor tiefgreifenden Veränderungen, die sich zwangsläufig auch in der Zahl der Kirchorte und dem Immobilienbestand widerspiegeln müssen. Wichtig ist, dass derartige Veränderungen möglichst aus der Pfarrei heraus gestaltet und nicht „von außen“ (bistumsseitig) vorgegeben werden. Der Leitfaden dieser Veränderungen soll vorrangig pastoraler und nicht betriebswirtschaftlicher Natur sein. Dass wirtschaftliche Tatsachen dabei jedoch nicht außer Acht gelassen werden können, liegt auf der Hand.

So bedarf es einer pastoralen Strategie, die im Zusammenwirken mit wirtschaftlich-finanziellen und baulichen Fragen den Weg zu den notwendigen Einschnitten und der künftigen Gestalt unserer Pfarrei weist. Generell gilt es dabei zu berücksichtigen, dass auf unserem Pfarrgebiet überdurchschnittlich viele jüngere Familien mit Kindern wohnhaft sind. Dies macht es sinnvoll, weiterhin den größten Schwerpunkt unserer pastoralen Arbeit in diesem Bereich zu sehen, beispielsweise in der Tauf-, Erstkommunion- und Firmpastoral. Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass die Bemühungen in der Jugend- und Erwachsenenpastoral unbedeutend wären. Außer Acht gelassen werden darf aber auch nicht, dass mittlerweile sechs Seniorenheime und ein Krankenhaus im Idsteiner Land ansässig sind. Diejenigen aufzusuchen und seelsorglich zu betreuen, die nicht (mehr) zu uns kommen können, wird auch künftig ebenso zum Grundauftrag unserer Pfarrei gehören wie andere Facetten der pfarrlichen Caritas.

Generell müssen alle Strukturen und Beratungen dem Ziel dienen, dass unsere Pfarrei für die Menschen erkennbar und erreichbar bleibt. Botschafter und damit das Gesicht der Pfarrei sind alle Gemeindemitglieder in ihrem jeweiligen Umfeld. Die Stärkung des persönlichen Glaubenslebens der Gläubigen, offene und (qualitativ) anziehende Angebote und eine Sprach -und Auskunftsfähigkeit auf allen Ebenen sind hierzu unbedingt notwendig. Darüber hinaus von Bedeutung ist, dass sich die Gemeinde als wirkliche Gemeinschaft versteht, ein gutes Miteinander (und nicht nur ein Nebeneinander) aller Kirchorte, Generationen und Gruppen gelebt wird.

Durch das Hören auf das Wort Gottes, die Erfahrung der Gegenwart Christi in der Eucharistie und den anderen Sakramente sowie die Bereitschaft, mit Wort und Tat Zeugnis abzulegen, wird ein glaubwürdiges und missionarisches Wirken gemäß des Auftrages Jesu Christi gestärkt.

1 Gottesdienste

Bisher finden an allen sechs Kirchorten jeweils mindestens eine sonntägliche und (außer in St. Thomas) auch eine werktägliche Eucharistiefeier statt. Die Werktagsmesse im Kirchort St. Nikolaus von Flüe findet nicht in der Kirche in Wörsdorf, sondern in der lutherischen Kapelle in Bechtheim statt, wo sie vorwiegend von Katholiken der dortigen, 2007 aufgelösten katholischen Pfarrei besucht wird. Ebenfalls wöchentlich findet ein Gottesdienst im Vinzenz-von-Paul-Haus statt, dem Seniorenheim der Caritas in Idstein. Hinzu kommen eine Vielzahl weiterer Gottesdienste unterschiedlicher Art: so monatliche Gottesdienste in den fünf weiteren Seniorenheimen auf dem Pfarrgebiet, gottesdienstliche Angebote für Kinder, Wortgottesdienste, Andachten und eucharistische Anbetung.

Das Gottesdienstangebot soll auch künftig der in unserer Pfarrei vorhandenen Vielfalt Rechnung tragen und insbesondere dem Hauptaugenmerk auf Kinder und Familien gerecht werden. Die Gottesdienste sollen hinsichtlich Verkündigung sowie kirchenräumlicher, liturgischer und musikalischer Gestaltung von hoher Qualität sein. Dazu ist es notwendig, den Zelebranten bzw. Offizianten genügend Raum zur Vorbereitung zu geben und die Kirchenmusik in der Pfarrei (weiterhin) zu fördern sowie auf einen gepflegten und würdigen Zustand der Kirchenräume zu achten.

Um weitere Gläubige zu erreichen, werden verstärkt andere Gottesdienstformate (u.a. Wortgottesdienste wie „Gottes Botschaft bewegt“, ökumenische und andere regelmäßige Gebetszeiten, Gottesdienste in den Kitas, katechetische Messen, Abendlob) und auch neue Uhrzeiten angesetzt werden (letzteres ist bereits in der neuen Gottesdienstordnung vorgesehen, z.B. eine wöchentliche Frühmesse oder eine Eucharistiefeier mit Anbetung freitags abends). Gottesdienste können auch vermehrt außerhalb von Kirchen der Pfarrei an Orten stattfinden, an denen Menschen erreicht werden. Dies gilt nicht nur für Seniorenheime, sondern auch für Orte unter freiem Himmel (was sich in der Pandemiezeit insbesondere für Familiengottesdienste bewährt hat) oder – wo sinnvoll – in nichtkatholischen Kirchen oder Profangebäuden. Letzteres kann – wie in Bechtheim schon Realität – auch dauerhaft installiert werden, wenn ein Kirchengebäude nicht mehr gehalten werden kann, aber eine beständige Gottesdienstgemeinde vor Ort weiterhin vorhanden ist.

Es ist auch künftig das Ziel, ein breites gottesdienstliches Angebot in der Pfarrei zu gewährleisten. Dafür müssen allerdings gewisse Voraussetzungen erfüllt sein: so wird es dazu auch künftig ausreichendes pastorales Personal brauchen. Laut Stellenplan des Bistums sind für die Pfarrei im Jahr 2030 nur noch 5,0 Stellen anberaumt (gegenüber 6,75 gegenwärtig), so dass mit einem geringeren Spielraum diesbezüglich bereits mittelfristig gerechnet werden muss. Sollte der 2023 terminierte Weggang eines der Priester aus der Pfarrei nicht mehr kompensiert werden, wird dies eine Reduzierung der Eucharistiefeiern bedeuten. Auch eine angemessene kirchenmusikalische Begleitung zu gewährleisten, wird künftig eine größere Herausforderung darstellen. Nicht zuletzt aber müssen die Besucherzahlen auch in einem vertretbaren Verhältnis zum Aufwand stehen, den naturgemäß jeder Gottesdienst darstellt. Wenn und wo dies nicht mehr gegeben ist, wird es notwendig sein, Gottesdienste auch in Frage zu stellen und künftig nicht mehr stattfinden zu lassen. Dies gilt für sonntägliche Gottesdienste, bei denen die Besucherzahlen dauerhaft unter der Marke von zwanzig bis dreißig Besuchern liegen. Dies gilt auch für werktägliche Gottesdienste mit dauerhaft unter acht Teilnehmern, so dass zuweilen die Zahl der anwesenden hauptamtlichen Personen (Priester, Küster, Organist) über der anwesenden Zahl an Besuchern liegt. Entsprechend muss der Zuspruch der jeweiligen Gottesdienste ehrlich evaluiert werden.

Es geht also weder darum, eine künstliche Verknappung an angebotenen Gottesdiensten zu erzeugen noch die stets maximal mögliche Gottesdienstanzahl auszuschöpfen ohne Rücksicht auf Qualität, Nachfrage und Verhältnismäßigkeit, sondern ein hochwertiges und vielfältiges liturgisches Angebot zu haben, das eine große Zahl an Menschen erreicht – möglichst auch solche, die bislang nicht oder selten in den Kirchen anzutreffen sind.

Wichtig ist es auch, zumindest die größten Kirchen in unseren Pfarreien tagsüber geöffnet zu halten, damit Menschen sie zum persönlichen Gebet nutzen können. Sollte es Sicherheitsbedenken oder andere Schwierigkeiten geben, dies zu gewährleisten, muss vor Ort über Lösungen nachgedacht werden.

Offene Fragen und Aufgaben:

- Bei welchen Gottesdiensten steht der Besuch nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand?
- Wie kann der Gottesdienstbesuch gefördert werden?
- Welche Konsequenzen wird die zu erwartende Reduzierung des Pastoralteams für das künftige gottesdienstliche Angebot unserer Pfarrei haben müssen?
- Welche gottesdienstlichen Formate außerhalb der Eucharistiefeier finden Annahme und sollten gestärkt werden?
- Wie soll mit punktueller hoher Nachfrage zu Hochfesten oder anderen Anlässen umgegangen werden?
- Wo und wie wird die Feier der Sakramente in das gottesdienstliche Angebot eingebettet?
- Wie kann der – dezentrale – Bedarf an unterschiedlichen Arten der Kirchenmusik gedeckt und kirchenmusikalischer Nachwuchs gefördert werden?

2 Kinder und Familien

Aufgrund des überdurchschnittlichen Anteils von Familien mit jüngeren Kindern und ihrer Bedeutung für die Zukunft unserer Pfarrei steht die Kinder- und Familienpastoral unter den pastoralen Betätigungsfeldern an erster Stelle. Dabei ist der Beitrag von Haupt- und Ehrenamtlichen sehr wichtig, dass sich Kinder und ihre Familien in unserer Pfarrei wohl und willkommen fühlen.

Familien von Neugeborenen erhalten bereits jetzt seitens der Pfarrei einen Gratulationsbrief mit dem Angebot eines ersten Kontakts. Durchschnittlich zehnmal pro Jahr entstehen bisher daraus Hausbesuche durch ein Mitglied des Pastoralteams. Diese Praxis soll fortgesetzt werden, da es eine Möglichkeit ist, Beziehungen zu jungen Familien aufzubauen. Die Erlebnistage für die Familien der Täuflinge zur Taufvorbereitung haben sich mittlerweile gut etabliert. Die relativ hohe Zahl an Taufen (im Durchschnitt 47 pro Jahr) schlägt sich allerdings kaum in der Anbindung der Familien an die Pfarrei nieder. Um dem zu begegnen, bedarf es weiterer Schritte. So könnten z.B. künftig zum ersten Tauftag eine Gratulation und eine Einladung zu einem gemeinsamen Tauferinnerungsgottesdienst und zu Angeboten für Kinder erfolgen.
Zu diesen Angeboten der Pfarrei gehören die monatlichen Kinderwortgottesdienste in St. Martin und Maria Königin, die sich an Kinder zwischen zwei Jahren und Grundschulalter richten und die parallel zu den sonntäglichen Gemeindemessen jeweils in den Pfarrzentren stattfinden. Diese werden gut angenommen. Problematisch ist hier das Gewinnen neuer und motivierter Ehrenamtlicher zur Vorbereitung und Gestaltung dieser Gottesdienste.

Ebenfalls gehören unsere beiden Kindertagesstätten zu den Angeboten. Gegenwärtig werden umfangreiche Schritte unternommen, um die bauliche Zukunft der Einrichtungen langfristig zu sichern, denn es ist der erklärte Wunsch aller Verantwortlichen der Pfarrei, die Trägerschaft der beiden Kindertagesstätten auch in Zukunft beizubehalten. Auch der eingeschlagene Kurs, konstante religionspädagogische Weiterbildung der Mitarbeiterinnen anzubieten und einzufordern sowie die Kooperation der beiden Einrichtungen zu stärken, soll beibehalten werden. Gerade angesichts des hohen Anteils an nichtkatholischen Kindern bleibt es auch Herausforderung von Pfarrei und den betroffenen Kirchorten, die Beziehung zu den Kitas zu intensivieren und deren katholisches Profil zu stärken.

Die Präsenz in den Schulen auf unserem Pfarrgebiet wird aufgrund des weniger werdenden hauptamtlichen Personals zu einem immer größeren Problem. Nicht zuletzt angesichts des Mangels an Lehrkräften steht die Zukunft des schulischen Religionsunterrichts in Frage. Eine sinnvolle Möglichkeit, ein gewisses Maß an Präsenz in den Schulen zu erhalten, ist es, weiterhin Gottesdienste zur Einschulung und zu anderen Wegmarken im Leben der Schüler (Abschlüsse, Ferien) anzubieten. Darunter können weiterhin Feiern und Andachten in den Schulen selbst gehören.

Das umfangreichste Angebot für Kinder und ihren Familien in unserer Pfarrei ist die Erstkommunionvorbereitung. Im Schnitt absolvieren zwischen 70 und 80 Kinder pro Jahr diese Vorbereitung. Die zentrale Verortung der Vorbereitungstage in den Pfarrzentren in Idstein und Niedernhausen hat sich bewährt und soll beibehalten werden. Die Vorbereitung soll auch weiterhin familienorientiert sein und an möglichst vielen Stellen Eltern mit einbeziehen. Ebenso hat sich die Anbindung an die Gottesdienste und bestehenden Angebote (z.B. Krippenspiel, Sternsinger, Musik) bewährt. Die Einbindung von Eltern im Katechetendienst gestaltet sich allerdings zunehmend schwierig. Die bereits seit Jahren etablierte, in den letzten Jahren sehr gut angenommene Elternkatechese allein wird nicht ausreichen, um die (offenkundig unzureichende) Kompetenz der meisten Eltern in Glaubensinhalten und –vermittlung wesentlich zu erweitern. Es ist notwendig, eine effektive Ausbildung von Katecheten zu gestalten oder über Alternativen nachzudenken.

Auch die weiteren Angebote in unserer Pfarrei sind zu fördern. Dazu gehören u.a. Kinderwochenenden, Kinderbibeltage, Offene Kirche, Familientag, Kinderchor, Musikgruppen (siehe Jugend), Sternsinger, Krippenspiele und das Messdienen.

Offene Fragen und Aufgaben:

- Was kann noch konkret getan werden, um Kinder und Familien in unserer Pfarrei willkommen zu heißen? Können Anschreiben an bestimmte Gruppen geschickt werden (z. B. Kinder im Alter von x bis y), ohne vorher ihre Adressen einsammeln zu müssen und Einverständnis zu erfragen?
- Können ein oder zwei Veranstaltungen für Familien gemacht werden außerhalb der Eucharistiefeiern (und dazu mit persönlichem Schreiben einladen)? Z. B. Kinderpilgertour, Erntedankfest, Sommerpicknick?
- Sind regelmäßige gemeinsame Taufgottesdienste sinnvoll?
- Wie können neue Katecheten für Kinderwortgottesdienste und Erstkommunionen gewonnen und für ihren Dienst vorbereitet werden?
- Muss an unserer Sprache gearbeitet werden, „Neue“ anzusprechen (Katecheten, Pilgertour)?
- Wie kann die Verbindung zwischen Pfarrei und Kindertagesstätten gestärkt werden? Z. B. Abschlussgottesdienst für Abgänger (Schlaufüchse)? Muss man auch mehr auf die KiTas zugehen (z. B. Teilnahme am Sommerfest)? Spezielle Gottesdienste für Kindergartenkinder, von den KiTas vorbereiten?
- Wie können Familien untereinander vernetzt werden?
- Wie kann eine regelmäßige Begleitung der Familien zwischen Taufe und Erstkommunion der Kinder aussehen?
- Wie können wir die Kommunikation mit denen gestalten, die nur sporadisch kommen, denen es dann aber doch wichtig ist (Email-Verteiler, Persönliche anschreiben)? Könnten Gruppenstunden anbieten?
- Wie können wir die Gruppen intensiver einbinden, die wir haben (Messdiener, Kinderchor, Pfadfinder)?

3 Jugend

Nicht nur die Zahl der Familien mit Kindern, sondern auch die Zahl der Jugendlichen auf unserem Pfarrgebiet liegt über dem Bistumsdurchschnitt. Entsprechend ist auch die Jugendpastoral von großer Bedeutung. Da beide für die Jugendarbeit verantwortlichen Mitglieder des Pastoralteams 2023 aus dem Dienst unserer Pfarrei ausscheiden, stellt sich insbesondere in diesem Bereich die Frage, wie dieser Verlust künftig personell wird aufgefangen werden können. Es ist das Ziel, auch in Zukunft einen hauptamtlichen Ansprechpartner für die Jugendarbeit zu benennen.

Größter Bereich der Jugendpastoral ist die Messdienerarbeit. Über sie können sich Kinder von der Erstkommunion bis über die Firmung hinaus (teilweise bis ins Erwachsenenalter) in der Pfarrei engagieren und aktiv am liturgisch-sakramentalen Dienst der Kirche teilhaben. Gegenwärtig verrichten rund 60 Kinder und Jugendliche den Ministrantendienst in der Pfarrei, die sich allerdings sehr ungleich über die verschiedenen Kirchorte verteilen. Auch die Verantwortlichkeiten und die Aktivitäten der unterschiedlichen Messdienergruppen sind nicht standardisiert. In Niedernhausen existiert eine von älteren Messdienern selbst verantwortete, wöchentliche Messdienerstunde, die meist im Pfarrzentrum stattfindet. Die anderen Messdienergruppen üben in den jeweiligen Kirchen und unternehmen Aktionen, auch außerhalb der Pfarreiräume. Generell wird der Wunsch von Messdienern nach häufigeren Proben mit den Priestern geäußert. In den Kirchorten St. Michael und St. Thomas gibt es nur noch vereinzelte Messdiener. Erste Ansätze, die Messdiener aus den verschiedenen Orten stärker zu vernetzen, gibt es bereits. Dazu gehören vierteljährliche, pfarreiweite Treffen und Aktionen, die Einführung der neuen Messdiener an einem gemeinsamen Termin sowie das 24-Stunden-Dienen als gemeinsame Aktionen, die Messdiener an alle Kirchorte der Pfarrei führt. Dieser Weg der Vernetzung soll weiter gestärkt werden.

Jugendliche für vielfältige Formen von Kirchenmusik zu gewinnen, ist ein bedeutender Teil der Pastoral in unserer Pfarrei. Jugendliche beteiligen sich z.B. an der Musikgruppe im Kirchort St. Nikolaus von Flüe sowie am neu ins Leben gerufenen Jugend-Projektchor in St. Martin. Diese wichtigen Ansätze wie auch Workshops etc. gilt es weiter zu stärken, wenn sie Annahme finden. Die Musikgruppe Engenhahn besteht seit vielen Jahren und unterstützt Familiengottesdienste und besondere Feste in Engenhahn und in anderen Kirchorten und tritt bei Veranstaltungen auf (Seniorennachmittage, Konzerte). Die Gruppe probt im Pfarrheim Engenhahn.

Die jährlich stattfindende Sternsingeraktion ist eine wichtige und allseits sehr geschätzte Institution in unserer Pfarrei, in der Kinder und Jugendliche den Weihnachtssegen in die Häuser und Wohnungen tragen und dafür Spenden zugunsten notleidender Kinder in anderen Regionen unserer Welt sammeln. Allerdings wird es immer schwerer, junge Menschen für dieses so wichtige Projekt zu gewinnen, was nicht zuletzt daran liegt, dass immer mehr Familien in der fraglichen Zeit in Ferien fahren und die Kinder somit nicht vor Ort sind. Auch finden sich zunehmend weniger Ehrenamtliche, die bereit sind, die Sternsinger zu begleiten und auf vielfältige Weise zu unterstützen. Hier ist es unabdingbar, neue Lösungen und Ansätze zu entwickeln.

Jährlich bewerben sich in der Pfarrei zwischen 35 und 40 Jugendliche um den Empfang des Firmsakraments. Auch hier konzentriert sich die ca. neunmonatige Firmvorbereitung v.a. auf die Kirchorte St. Martin und Maria Königin, da hier die meisten Jugendlichen leben, die Orte verkehrstechnisch gut angebunden sind und die größten Gemeindezentren und Kirchen (für die Firmgottesdienste) vorhanden sind. Mit der Firmpastoral verbunden sind weitere Angebote, so z.B. der Jugendkreuzweg am Karfreitag.

In der Jugendarbeit wird künftig ein offener Jugendtreff in Niedernhausen angeboten, welcher einmal monatlich im Jugendraum des Pfarrzentrums angesetzt ist. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieses Angebot – gerade auch pfarreiweit – etablieren wird. Andere Mitglieder des AK Jugend St Martin Idsteiner Land (ehemaliger Jugendausschusses) gewährleisten gegenwärtig die Präsenz der Pfarrei in sozialen Medien wie Instagram. Der AK Jugend hat in den vergangenen Jahren Jugendandachten an verschiedenen Kirchorten gestaltet und andere Events organisiert. Er trifft sich in den Pfarreizentren in Idstein und Niedernhausen. Gerade in diesen beiden Orten – die ja zugleich auch Schulstandorte sind – wird es auch künftig von Bedeutung sein, geeignete Räume für die Jugendarbeit zu haben. Das einmal jährlich stattfindende Kinderwochenende in Kirchähr hat sich bewährt und wird größtenteils mit jungen Erwachsenen als Gruppenleiter bestritten, ein ähnliches Angebot für Jugendliche selbst fand hingegen bisher keine Annahme. Es wird sich zeigen, ob die geplante Teilnahme am Weltjugendtag in Lissabon 2023 positive Auswirkungen auf die Jugendarbeit haben wird.

Weiterhin sind bei uns auch eher lose mit der Pfarrei verbundene Bereiche der Jugendarbeit vertreten, die gänzlich eigenverantwortlich agieren. Dazu gehört der Idsteiner Stamm der Pfadfinder, welcher mehrere Räumlichkeiten des Bischof-Dirichs-Heims dauerhaft nutzt, oder der Verein „Zeltlager Maria Königin Niedernhausen e.V“, der zweimal jährlich ein Zeltlager für Kinder und Jugendliche zwischen acht und fünfzehn Jahren anbietet und ebenfalls Räume im Pfarrzentrum Maria Königin in Anspruch nimmt.

Offene Fragen und Aufgaben:

- Wie kann der 2023 anstehende Weggang beider für die Jugendarbeit verantwortlichen Mitglieder des Pastoralteams aufgefangen werden?
- Welche Schritte können unternommen werden, um die Vernetzung von Ministranten und anderen Jugendlichen in unserer Pfarrei zu stärken?
- Was kann getan werden, um die Sternsinger-Aktion auch in Zukunft in unserer Pfarrei zu gewährleisten
- Welche Maßnahmen könnten helfen, Jugendliche auch über die Firmvorbereitung an die Pfarrei zu binden?
- Wie können Jugendliche begleitet werden, die nicht (mehr) in den genannten Gruppen engagiert sind?
- Wie kann es gelingen die Familien der Kinder und Jugendlichen ebenfalls einzubinden?
- Wie können die Kommunikationswege innerhalb der Jugendarbeit und zwischen dem Ausschuss „Jugend“ und sowie anderen Ausschüssen verbessert werden?
- Wie kann der Kontakt zu den weitgehend autonomen Gruppen der Jugendarbeit (z.B. Pfadfinder, Zeltlager MKN u.a.) gehalten werden?
- Wie kann die Zusammenarbeit zwischen den Ausschüssen „Kinder und Familie“ und „Jugend“ verbessert und ausgeweitet werden?

4 Erwachsenenpastoral

Die Erwachsenenpastoral in unserer Pfarrei ist durch eine große Vielfalt von Gruppen und Angeboten gekennzeichnet. Viele dieser Gruppen agieren weitgehend eigenständig. Dazu gehören die kfd-Gruppen in Idstein und Niedernhausen, die Marianische Liga in Niedernhausen, die Mission-Entwicklung-Frieden-Gruppe in Idstein, Pax Christi, der Meditationskreis in Wörsdorf sowie mehrere Familienkreise in Idstein und Niedernhausen. Einige dieser Gruppen sind nicht für Außenstehende zugänglich.

Aufgrund der Tatsache, dass unser Pfarrgebiet durch hohe Zuzugszahlen gekennzeichnet ist, ist es umso wichtiger zu gewährleisten, dass gerade auch alleinstehende Zugezogene wie auch zugezogene Paare in unserer Pfarrei willkommen geheißen werden und Anschluss finden können. Von besonderem Interesse könnten dabei z.B. die Studenten der Hochschule in Idstein sein.

Von großer Bedeutung für die Erwachsenenpastoral ist eine große Bandbreite an spirituellen Angeboten, um der Vielzahl an Interessen und Nachfragen gerecht zu werden. Dazu gehören jährlich die Pilgerwanderung sowie die Wallfahrt zur Kreuzkapelle. Mehrere Exerzitienangebote für Erwachsene fanden bisher gute Annahme und sollten weiterhin zu den Angeboten unserer Pfarrei gehören. Gleiches gilt für eine Vielzahl von Gottesdiensten, die nicht zum regulären, ganzjährigen Gottesdienstangebot gehören wie der Gottesdienst für Trauernde, Bußgottesdienste und Andachten, die teilweise ganz ehrenamtlich organisiert und durchgeführt werden. Bestehende Bibelgruppen oder andere Angebote (Bibelteilen, Bibliodrama etc.) zur Auseinandersetzung mit der Hl. Schrift sind wichtig und weiter zu unterstützen. Inwieweit die Angebote ausreichend sind, ist zu prüfen.

Im Durchschnitt möchten jährlich zehn bis zwölf Paare in unserer Pfarrei das Ehesakrament empfangen. Viele dieser Trauungen finden jedoch (aus unterschiedlichen Gründen) in Kirchen außerhalb des Pfarrgebiets statt. Das erstmalig auf Pfarreiebene angebotene Ehevorbereitungsseminar musste mangels Nachfrage entfallen. Es wird jedoch weiterhin angestrebt, dass – wie bei allen sakramentalen Feiern – eine angemessene Vorbereitung der Brautpaare stattfindet.

Konversionen, Wiederaufnahmen, Erwachsenentaufen und –firmungen gibt es in unserer Pfarrei nur in einzelnen Fällen, so dass entsprechende Anfragen individuell oder in Kooperation mit überpfarrlichen Angeboten (z.B. Erwachsenenfirmkurs in Wiesbaden) betreut werden können.

Ein weiterer bedeutender Teil der Erwachsenenpastoral ist zweifellos die Bildungsarbeit. Es ist sinnvoll, die lose Reihe gut angenommener Vorträge v.a. zu biblischen und theologischen Themen fortzusetzen und ggf. thematisch zu weiten (z.B. zu ethischen oder gesellschaftlich-politischen Fragestellungen). Der Bedarf für Glaubenskurse oder Seminarreihen zur Beschäftigung mit dem Glauben ist vorhanden. Erste Angebote sind gegeben und sind weiterzuentwickeln. Ähnliches gilt für Ausstellungen und Exkursionen. Auch muss es ein Anspruch sein, rasch auf aktuelle Geschehnisse mit entsprechenden Angeboten einzugehen. Insbesondere das Pfarreiforum soll weiterhin diesem Zweck dienen.

Ein gewichtiges Themenfeld in unserer Pfarrei ist die Ökumene, die in vielfältigen Formen gelebt wird, z.B. in regelmäßigen Gottesdiensten, Andachten, Gruppen und sozialen Angeboten sowie gemeinsamen Engagements in Hospizverein und Notfallseelsorge. Gerade für eine Pfarrei in einer Diasporaregion ist diese von großer Bedeutung. Erschwert wird sie u.a. durch die strukturellen Unterschiede und die Vielzahl an evangelischen Partnern auf unserem Pfarrgebiet. Gerade aufgrund der Tatsache, dass ähnliche Entwicklungen (Zusammenlegung von Pfarreien, Aufgabe von Kirchen etc.) auch auf evangelischer Seite zu beobachten sind, wird die ökumenische Zusammenarbeit nicht zuletzt im ganz praktischen Sinn (z.B. gemeinsame Nutzung von Kirchen und Gebäuden) von immer größerer Bedeutung werden. Auch beschränkt sich Ökumene nicht allein auf die Kooperation mit der EKHN. So sind wir bereits regelmäßiger Gast bei der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bechtheim und ermöglichen unsererseits den orthodoxen Christen monatliche Gottesdienste in unserer Wörsdorfer Kirche. Nicht zuletzt aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung ist das Gespräch mit den anderen Religionen vor Ort von Bedeutung und wird teilweise bereits durch bestehende Gruppen ermöglicht, so z.B. durch den Interreligiösen Gesprächskreis in Idstein. Es geht darum, ganz konkret vor Ort zur Verständigung, zum Frieden und zur Kooperation untereinander beizutragen.

Die Kirchenmusik ist ein Markenzeichen unserer Pfarrei. Qualitativ hochwertige Kirchenmusik ist für die Feier gerade der großen Gottesdienste unerlässlich. Dabei gilt es, die bereits vorhandene Vielfalt von klassischer Chor- und Instrumentalmusik bis zu Neuem Geistlichen Lied zu fördern. Ziel ist darüber hinaus, dem schwächer werdenden Gemeindegesang zu begegnen und auch an anderen Kirchorten Möglichkeiten zu schaffen, Gottesdienste musikalisch zu unterstützen und besonders zu gestalten. Zudem sollten geeignete Ehrenamtliche ermutigt werden, sich für den Kantorendienst ausbilden zu lassen und ihn in den Gottesdiensten auszuüben.

Offene Fragen und Aufgaben:

- Welche Angebote zur Auseinandersetzung mit der Bibel und mit Glaubensinhalten können gestärkt oder müssen neu entworfen werden?
- Wie wird in Zukunft das Miteinander der christlichen Konfessionen weiter ausgebaut werden können, gerade auch außerhalb Idsteins und mit Blick auf mögliche Synergien?
- Wie können weitere Menschen gewonnen werden, um sich künftig in der Kirchenmusik zu engagieren? Wie kann die Nachwuchsarbeit unterstützt werden?
- Wie kann es gelingen, Menschen über das Engagement in Chören und Musikgruppen hinaus mit weiteren Feldern des Gemeinde-/Glaubenslebens in Kontakt zu bringen ?
- Wie kann die Glaubenspraxis mit zielgruppengerechten Angeboten gestärkt werden, gerade auch nach Berührungspunkten durch die Feier der Sakramente (z.B. Eheschließung, Erstkommunion oder Firmung der Kinder)?
- Wie kann es uns als Pfarrei gelingen, Alleinstehenden und Paaren Angebote zu machen und Kontakt zur Hochschule in Idstein und ihren Studenten aufzubauen?
- Welche Wege gibt es, die verschiedenen Gruppen der Erwachsenenpastoral besser zu vernetzen?


5 Caritas und Senioren

Auf dem Pfarrgebiet befinden sich mittlerweile sechs Seniorenheime unterschiedlicher Größe und Profilierung, ein siebtes in Waldems-Esch befindet sich im Bau. Diejenigen aufzusuchen und seelsorglich zu betreuen, die nicht (mehr) zu uns kommen können, wird auch künftig zum Grundauftrag unserer Pfarrei gehören. Dabei wird es ebenso darauf ankommen, regelmäßige gottesdienstliche Angebote zu ermöglichen wie auch Besuchsdienste zu organisieren. Eine intensive Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen sowie ein Gewinnen neuer Ehrenamtlicher für diesen Bereich wird dafür unabdingbar sein. Von besonderem Interesse ist dabei das Vinzenz-von-Paul-Haus als der einzigen Einrichtung der Caritas im Idsteiner Land. Bereits bislang wurde diese Einrichtung als ein „siebter Kirchort“ gewertet, in dem bis zur Pandemie wöchentlich eine Eucharistiefeier stattfand, die vielfach auch von auswärtigen Besuchern mitgefeiert wurde. Die Pläne, in einen Neubau dieses Hauses auch die Kita St. Martin zu integrieren und so ein generationenübergreifendes Modell entstehen zu lassen, werden die Bedeutung dieses Kirchortes weiter stärken und neue Möglichkeiten im Bereich der Seniorenpastoral wie auch in der Zusammenarbeit zwischen pfarrlicher Kinder- und Familienpastoral und verbandlicher Caritas schaffen.

Die Besuchsdienste, insbesondere zu Geburtstagen, nehmen in der Gemeindecaritas einen hohen Stellenwert ein. Es ist wichtig, auf diese Weise mit älteren Menschen in Kontakt zu bleiben, zumal darüber die Möglichkeit besteht, Menschen die Hauskommunion oder regelmäßige Besuche anzubieten. Allerdings können diese Dienste nur dann aufrechterhalten werden, wenn auch künftig zahlreiche Ehrenamtliche gefunden werden, die bereit sind, derartige Dienste zu leisten. Dieses gilt ebenso für die Organisation und Durchführung der regelmäßigen Seniorentreffen, die an den meisten Kirchorten bestehen. Dazu wird es auch in Zukunft ortsnahe und geeignete Räume brauchen sowie Angebote, um Ehrenamtliche für den Besuchsdienst vorzubereiten.

Es gilt allerdings zu berücksichtigen, dass sich Gemeindecaritas nicht nur auf Seniorenarbeit beschränkt und beschränken kann. Auch jenseits davon gilt es Not und Hilfsbedürftigkeit anderer Menschen wahrzunehmen, so z.B. materiell bedürftige Menschen (die z.B. auf die Angebote der „Tafel“ angewiesen sind), Flüchtlinge oder Familien in schwierigen Situationen.

Eine weitere offene Frage ist die Präsenz der Pfarrei in der Helios-Klinik in Idstein. Der bisherige ökumenische Besuchsdienst konnte nach der langen, pandemiebedingten Zwangspause und angesichts der immer kürzer werdenden Aufenthaltszeiten der Patienten in der Klinik nicht mehr sinnvoll durchgeführt werden und wurde folglich aufgelöst. Die Erreichbarkeit der Priester für die Spendung der Kranken- und Sterbesakramente wird hingegen auch künftig gewährleistet sein müssen – wie dies ebenso auch für die anderen Einrichtungen und Privathaushalte gelten muss. Realistisch ist es also, dass künftig das seelsorgliche Angebot der Pfarrei im Krankenhaus auf diese grundlegenden Dienste zu beschränken ist.

Zum Kalmenhof, der großen Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in Idstein, gibt es traditionell enge Verbindungen. Die Pfarrei ist hier bisher mit behindertengerechten Gottesdienst- und Katecheseangeboten präsent. Auch waren und sind vereinzelte Bewohner in der Pfarrei ehrenamtlich aktiv oder nahmen an der Sakramentenvorbereitung teil. Auch künftig sollte eine derart außergewöhnliche Einrichtung ein Feld in der Caritasarbeit unserer Pfarrei sein, dass auf absehbare Zeit durch ein Mitglied des Pastoralteams bedient werden wird. Allerdings verstärkt der Einrichtungsträger Vitos seine Arbeit zunehmend im Bereich der psychischen Erkrankungen, was auch neue Herausforderungen in diesem Feld mit sich bringen wird.

Perspektivisch wird es verstärkt darum gehen müssen, dass sich die vielen sozial engagierten Gläubigen auch als Vertreter der Pfarrei verstehen und untereinander gut vernetzt werden. Auch wird eine weitere sozialräumliche Betrachtung hilfreich sein, um weitere Betätigungsfelder der Gemeindecaritas zu entdecken. Dass wir auch künftig auf akute Notlagen wie gegenwärtig den Ukrainekrieg reagieren und mit anderen Hilfeleistenden kooperieren, ist selbstverständlich. Auch wird zu prüfen sein, in welcher Weise unsere Pfarrei in dem in Idstein entstehenden Hospiz oder ggf. weiteren, neu entstehenden Senioreneinrichtungen zum Wohle des Nächsten (mit-)wirken kann.

Offene Fragen und Aufgaben:

- Wie können weitere – auch berufstätige – Ehrenamtliche für die Besuchsdienste gewonnen werden?
- Wie können wir die vielen sozial engagierten Ehrenamtlichen unserer Pfarrei besser vernetzen?
- Wie können wir auch künftig in Einrichtungen wie dem Krankenhaus, dem Kalmenhof oder dem geplanten Hospiz sinnvoll präsent sein?
- Wie können ein Besuchsdienst, eine Betreuung jüngerer Erkrankter bzw. eingeschränkter Menschen und deren Familien aussehen?
- Wie können wir uns mit anderen Akteuren in der sozialen Arbeit vor Ort vernetzen?

6 Pfarrei als Gemeinschaft

Viele der oben genannten Themen betreffen die Pfarrei in Gänze. Basierend auf der Synodalordnung des Bistums Limburg und der Gründungsvereinbarung verfügt die Pfarrei über einen Pfarrgemeinderat mit zur Zeit neunzehn stimmberechtigten Mitgliedern. Die Mitglieder setzen sich wie folgt zusammen: Proportionale Mitgliederzahl nach Kirchorten, ferner der Jugendsprecherin, einer Vertreterin des Pastoralteams und dem Pfarrer. Dazu kommen vier Sachausschüsse zu den pastoralen Aufgabenfeldern, sechs Ortsauschüsse sowie der Verwaltungsrat, die alle vom Pfarrgemeinderat eingesetzt bzw. gewählt werden.

Es ist allgemein festzustellen, dass die Bereitschaft, sich mit einem Mandat über mehrere Jahre an eine Aufgabe zu binden, sinkt – insbesondere bei Berufstätigen. Die Sachausschüsse, die als Schnittstelle zwischen Pastoralteam und Ehrenamtlichen dienen, wurden nicht zuletzt deshalb auf sechs Mitglieder begrenzt und ausdrücklich auch Mitwirkende gesucht, die bisher noch keinem Gremium angehören.

Gerade im Bereich der Ortsausschüsse ist festzustellen, dass Mitglieder sich dankenswerterweise über viele Jahre hinweg beteiligen, Nachwuchs aber nur schwer zu gewinnen ist.

Eine Überprüfung der Größe, des Zuschnitts, des Wahl -und Benennungsprinzips sowie der Aufgabenbereiche sollte regelmäßig – aber rechtzeitig vor Neuwahlen – erfolgen.

Die anstehenden Aufgaben in Zukunft mit weniger Haupt- und Ehrenamtlichen zu bewältigen, ist eine Herausforderung, der sich die Pfarrei stellen muss, insbesondere da zu verschiedenen Themen noch zusätzliche „ad hoc“-Arbeitsgruppen benötigt werden. Hierzu muss die Aufgabenbeschreibung und –überprüfung regelmäßig erfolgen, Prioritäten gesetzt und die Kommunikation stetig verbessert werden. Das gilt insbesondere für die Kommunikation der Gremien untereinander. Aber auch die Kommunikation mit den Gruppen und Kreisen, das Tragen von Anliegen und Hinweisen einzelner Gläubiger in die Gremien und das Pastoralteam hinein und der Austausch untereinander müssen erleichtert werden. Natürlich gilt es hierbei, immer dem Gespräch den Vorzug zu geben, aber auch andere Möglichkeiten auszuprobieren, wenn dies nicht bereits schon geschehen ist (z.B. Ehrenamtsbörse, Meinungsbox, Newsletter, Sammel-Mailbox). Die interne Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, hauptsächlich mit Hilfe des Pfarrbriefs oder auch mit Flyern und Postkarten, ist ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation. Es gilt aber im Hinblick auf Ressourcen und Wirkung ebenfalls im Blick zu behalten, dass die Digitalisierung weiter fortschreitet und die Bedürfnisse sich immer schneller ändern. Es wird generell von Bedeutung sein, auf eine hohe Qualität der Kommunikation zu achten und evtl. das Ausarbeiten einer Kommunikationsstrategie anzugehen.

Immer mehr Menschen gilt es auch außerhalb der Gottesdienste und Veranstaltungen zu erreichen. Daher soll die Pfarrei durch ihre (externe) Öffentlichkeitsarbeit nicht nur ihre vielfältigen Angebote bewerben, sondern auch auf das Wirken in die Kommunen hinein (Beteiligung bei Festen, in Bündnissen wie „Idstein bleibt bunt“) hinweisen. Ferner gilt es – wie im Pfarreiforum schon begonnen – Angebote zu schaffen, um in der Pfarrei und mit der Pfarrei ins Gespräch zu kommen. Dies gilt auch und insbesondere für aktuelle Ereignisse und für Reizthemen, bei denen das Meinungsspektrum weit auseinander geht. Dies muss so geschehen, dass Polarisierung nicht nur nicht verstärkt wird, sondern nach Möglichkeit mehr Verständigung erreicht werden kann.

Darüber hinaus von Bedeutung ist, dass die Gemeinde als wirkliche und einladende Gemeinschaft wahrgenommen wird. Dazu gehört der Gottesdienstbesuch, auch bei unterschiedlicher liturgischer Prägung, das gemeinsame Gebet und die Beteiligung bzw. die ehrenamtliche Mitarbeit bei Aktivitäten. Durch die gemeinsamen österlichen Gebetsaktionen (Wette des PGR-Vorstands), aber auch durch die Übernahme von Gebetspatenschaften für Erstkommunionkinder, kann die Gemeinschaft geistlich und in ihrem Zusammenhalt gestärkt werden. Hier gilt es, weitere Anknüpfungspunkte zu identifizieren. Das persönliche Willkommenheißen der Gottesdienstbesucher bzw. der Familien zu Beginn der Erstkommunion sind ebenfalls wichtige gemeinschaftsstiftende Elemente, die sich im Beisammensein bei Festen und Gemeindemittagessen sowie gemeinsamen Fahrten weiter pflegen lassen.

Daher ist insbesondere für alle Engagierten, abhängig von ihrem Tätigkeitsfeld und Verantwortungsbereich, die regelmäßige spirituelle und fachliche Begleitung zu gewährleisten, eventuell durch Zurückgreifen auf externe Angebote oder in Kooperation mit anderen Pfarreien und Zentren. Es ist auf entsprechende Vorbereitung vor der Übernahme von Aufgaben zu achten (fachliches Coaching, geistliche Begleitung, stufenweise Einbindung), vor allem im Hinblick auf Jugendliche. Ermutigung und Unterstützung muss einhergehen mit klaren Aufgabenbeschreibungen und zeitlicher Begrenzung (sofern sinnvoll und gewünscht) sowie Wertschätzung ausgedrückt werden, bspw. durch angemessene Beauftragung und Verabschiedung.

Offene Fragen und Aufgaben:

- Wie können wir Gremienarbeit lebendiger und gleichzeitig zielgerichteter machen (weniger Administration)? Wie können wir Kompetenzen und Perspektiven auch mit weniger Mitgliedern oder Ebenen sicherstellen
- Wie können wir in den Gremien neben der Vielzahl an administrativen Aufgaben noch genügend Raum für Glaubensinhalte und deren Weitergabe schaffen?
- Wie können wir unsere Engagierten geistlich und fachlich unterstützen?
- Wie kann die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit uns weiterhin erkennbarer und erreichbarer machen?
- Wie können wir die „Willkommenskultur“ in der Pfarrei stärken? Ebenso die „Kennenlernkultur“ untereinander?
- Wie können wir die ökumenischen Beziehungen – auch auf Pfarreiebene – in Gebet und Zusammenarbeit weiter stärken?

Version 1.0
Beschluss des PGR 9. Juli 2022

Die Pastorale Strategie in der Pfarrei St. Martin Idsteiner Land zum Downloaden:

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